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Flora Beriot

Roman
Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Unterholzner, Birgit
Verfasserangabe: Birgit Unterholzner
Jahr: 2010
Mediengruppe: B.Bell.Erw/L.narr.ad
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Inhalt

Der unerreichbare VaterBirgit Unterholzners Roman "Flora Beriot"Nach dem Erzählband "Die Blechbüchse " (2006) bringt die Edition Laurin nun mit dem Roman "Flora Beriot " das zweite Buch der 1971 in Bozen geborenen Birgit Unterholzner, das etwas ratlos zurücklässt. Nicht dass die Handlung oder gar die Sprache so komplex wären, aber ein wenig erdrückt hier die Fülle an schrägen Charakteren, Schicksalen und Obsessionen. Sicher, wir sind im Künstlermilieu: Vater Jakob Beriot ist Maler, für den Mutter Gabriella ihre Tanzkarriere abbrach, die Tochter immerhin Goldschmiedin. Die Eltern einte die legendäre große Liebe, die alles andere, auch die Tochter, ausschloss. Dazu kommen dunkle, sehr dunkle Familiengeheimnisse auf unterschiedlichsten Ebenen und ein zentrales Thema der heutigen (weiblichen) Erzählgeneration: Wie viele starke, nach außen selbstbewusste Frauenfiguren der letzten Jahre - von Brita Steinwendtner bis Melitta Breznik - müssen sich da als längst Erwachsene mit der Geschichte der verlorenen, absenten, unerreichbaren Väter abmühen. Im vorliegenden Fall kam Vater Jakob durch Selbstmord abhanden,als Flora sieben Jahre alt war; dazu kommt das obsessive Schweigen der eigenwilligen Mutter, die ihre Nähe zum Gatten mit der Tochter nie zu teilen bereit war. Ausgelöst wird die späte Vatersuche dreißig Jahre nach seinem Tod durch einen angeblichen Journalisten, der eines Tages in Floras "Schmiede" auftaucht und für eine Arbeit über die Töchter berühmter Väter persönliche Erinnerungen abfragt. Vom ersten Moment an fühlt sich Flora von dem Fremden eigenartig angezogen und erzählt wie aufgezogen. Erstaunt stellt sie nach und nach fest, dass sie eigentlich sehr wenig Gesichertes über Vater wie Mutter weiß. Tatsächlich erfährt sie eine Fülle ihr unbekannter Fakten von dem Fremden, der sich schließlich - für den Leser schon um einiges früher - als ihr illegitimer Halbbruder Vincent herausstellt.Die expressis verbis ausgesprochene Quintessenz des Romans, dass es die Wahrheit, zumal in Familiengeschichten, nicht gibt, sondern subjektive (Erinnerungs-) Varianten sonder Zahl, überrascht nicht. Dass Flora die neuen Perspektiven auf das Leben ihrer Eltern, denen sie letztlich nie besonders nahe stand, radikal aus der Bahn werfen, ist das eigentlich Irritierende. Denn es hatte eindeutig einen legitimen Grund in Floras Kindheit, dass sie die Beschäftigung mit den Tragödien ihrer ineinander versponnenen Eltern verweigert hat. Die Verstörung, die die erwachsene Frau über all die - ungesicherten - neuen Erkenntnisse erfasst, scheint einen Nerv der Zeit zu treffen. Je mehr die Familien sich in Patchworkmustern auffächern oder auch zerbröseln, umso nachhaltiger scheinen die offen bzw. ungelebt gebliebenen konventionellen Vorstellungen von Kindheit, die nach wie vor Bestandteil des Narrativs "Familie" sind, ihr spätes Recht einzufordern. Eine zeitgemäße Frage wäre vielleicht, ob neue Familienmodelle nicht auch andere Formen des Rückblicks und der Aufarbeitung von Kindheit verlangen, sich manche Fragen gar erübrigen. Mit aufgeladenen Symbolen wie dem einbeinigen Raben, den die kleine Flora zähmt, oder dem in die Erzählung gewissermaßen überschwappenden Meerbild, das Jakobs Ende vorwegzunehmen scheint, ist da vielleicht zu wenig getan. (Literatur und Kritik/Evelyne Polt-Heinzl/www.biblio.at)

Details

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Verlag: Edition Laurin
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ISBN: 978-3-902719-40-9
Beschreibung: 1. Auflage, 218 Seiten
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Sprache: deutsch